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Wissenschaftsgeschichte: Die erste Astronomin auf einem deutschen Lehrstuhl

Pionierin, Wissenschaftlerin, Politikerin, Professorin – die Persönlichkeit von Waltraut Carola Seitter umfasst viele Seiten. Wir stellen Stationen ihres Lebens und ihre Beiträge zur Astronomie vor.
Die deutsche Astronomin Waltraud Carola Seitter (1930 – 2007)
Waltraut Carola Seitter (1930–2007) | Diese Aufnahme zeigt die deutsche Astronomin in Göttingen.

Auch Frauen haben seit der Antike immer wieder die Astronomiegeschichte geprägt, wenngleich die Männer in den letzten drei Jahrtausenden die dominante wissenschaftliche Rolle übernahmen. Bekannte Frauen der neuzeitlichen Astronomie wie Caroline Herschel (1750–1848), Henrietta Swan Leavitt (1868–1921) oder Vera Rubin (1928–2016) waren begeistert von der Astronomie jener Zeit, und sie steuerten dieser Disziplin interessante Forschungsergebnisse bei. Bis auch Frauen in Deutschland den Sprung auf eine hohe akademische Lehrstelle schafften, dauerte es bis in die späte deutsche Nachkriegszeit hinein. Hier ist die jüngste deutsche Astronomiegeschichte mit dem Namen Waltraut Carola Seitter (1930–2007) verbunden, die im Jahr 1975 als erste Professorin für Astronomie an der Universität Münster ernannt wurde, also vor nunmehr 50 Jahren. Dennoch war der Weg für sie steinig, bis sie dieses große Ziel erreichte. Anhand bislang nicht bearbeiteter Aktenbestände aus den Archiven der Universitäten Münster und Bonn soll der vorliegende historische Rückblick die erste deutsche Professorin für Astronomie näher vorstellen.

Kindheit, Jugend und Studium

Waltraut Carola Seitter wurde am 13. Januar 1930 im sächsischen Zwickau als Tochter von Karl Ernst Seitter und Gertraud Wilhelmine Seitter, geb. Bloch, geboren. Die Familie stand dem sächsischen Protestantismus nahe, und Waltraut wurde evangelisch getauft. Diese religiöse protestantische Tradition und Sozialisation spiegelten sich in den nächsten Jahrzehnten in ihrem Leben wider. Die Familie zog nach Köln, weil der Vater Ingenieur war und in der Rheinmetropole trotz der damaligen Weltwirtschaftskrise bei den Ford-Werken anheuerte. Die junge Waltraut besuchte von 1936 bis 1940 die Grundschule in der Evangelischen Volksschule in Köln-Dellbrück und ging dann an die Städtische Oberschule für Mädchen in Köln-Mühlheim. Zur Astronomie sei sie, wie sie später einmal berichtete, schon in ihrer frühen Kindheit gekommen, da bereits ihr Vater ein begeisterter Hobbyastronom gewesen sei. Dieser hätte ihr ein »astronomisches Kinderbett« gefertigt, in dem sie damals von Sonne, Mond und Sternen träumte. Als Zweijährige habe sie auch einen Kerzenständer in Halbmondform in ihr Zimmer gestellt bekommen, mit dem in der Hand sie abends zum Mond schaute, wie sich ihre Mutter einmal erinnerte. Waltrauts Vorstellung astronomischer Körper war ihr damit früh in die Wiege gelegt. Mit zehn Jahren soll ihr der Wunsch nach dem Beruf einer Astronomin erwachsen sein. Ganz besonders das Buch »Aus fernen Welten: Eine volkstümliche Himmelskunde« von Bruno H. Bürgel habe sie zu dieser Entscheidung motiviert. Doch zunächst ging auch der Schrecken des Zweiten Weltkriegs an der jungen zukünftigen Wissenschaftlerin nicht vorbei. So wurde ihre Schule in Köln wegen der schweren Bombengefahr von 1944 bis 1945 teilweise geschlossen. Zudem wurde sie mit 15 Jahren von Sommer 1944 bis zum Frühjahr 1945 im Heimatschutz an der »Heimatfront« in Köln eingesetzt, und zwar als Straßenbahnschaffnerin, Bunkerhelferin und technische Zeichnerin, wie es wörtlich hieß. Sie war auch in der Betreuung der vielen Kriegsflüchtlinge tätig. Seitter und ihre Eltern überlebten den Krieg, so dass sie im Jahr 1949 ihre Reifeprüfung erfolgreich abschließen konnte. Da ein naturwissenschaftliches beziehungsweise astronomisches Studium an der Universität Köln möglich war, konnte sie nach dem Schulabschluss gleich ihre Heimatuniversität besuchen. Die junge Seitter immatrikulierte sich zum Wintersemester 1949 bis zum Sommersemester 1953 an der Universität Köln in den Fächern Mathematik, Physik, Chemie und Astronomie. Sie war nicht nur für ihr Studium zu begeistern, sondern engagierte sich neben diesem auch ehrenamtlich. So war sie in Köln als studentische Auslandsreferentin und Vertrauensstudentin der Evangelischen Studentengemeinde tätig, und sie war auch studentisches Vorstandsmitglied im Kölner Studentenwerk. Zeit ihres Lebens demonstrierte Seitter diese kirchliche Sozialisation und gab sich als protestantische Christin zu erkennen.

Im Jahr 1951 nahm sie an einem ersten Auslandskurs an der Universität von Amsterdam teil. Dabei darf nicht vergessen werden, dass die Deutschen nur sechs Jahre nach dem Krieg immer noch argwöhnisch auch in den Niederlanden beäugt wurden und dort keineswegs willkommen waren. Seitter nutzte jedoch diese Möglichkeiten, noch nicht wissend, dass die Tätigkeiten im Ausland einen großen Anteil an ihrem späteren Berufsleben haben würden. So wechselte sie für ihre abschließenden Studien bereits ab September 1953 bis Juni 1958 an das Smith College nach Northampton in Massachusetts, USA. Ohne ein finanzielles Polster ihrer Eltern wäre dieser Karriereschritt nicht ohne Weiteres in der frühen Nachkriegszeit möglich gewesen. Am Smith College legte sie im Juni 1955 den Master of Arts in Physics ab. Ihre Masterarbeit handelte von »Radio carbon dating with a diffusion cloud chamber«. Für ihre Abschlussarbeit wurde sie vom College ausgezeichnet. Es ist erstaunlich, dass Seitter das schwierige Studium der Naturwissenschaften bravourös meisterte, hatte sie doch in ihrem Reifezeugnis von 1949 in Mathematik mit »genügend« ihre mit Abstand schlechteste Note.

An der Sternwarte Hoher List | Waltraut Seitter beobachtet hier am Schmidt-Teleskop an der Sternwarte Hoher List bei Bonn.

Wissenschaftlerin zwischen Bonn und Amerika

Im Anschluss an ihren Masterabschluss wurde Seitter am Smith College für drei Jahre zum Instructor and Chairman of the Department of Astronomy berufen. In dieser Position konnte sie im Jahr 1958 sogar an der Tagung der Internationalen Astronomischen Union in Moskau teilnehmen – trotz des heftiger werdenden Kalten Kriegs zwischen den USA und der Sowjetunion im Wettrennen um den Start von Satelliten und Menschen ins Weltall. Sie entschied sich 1958 für die Rückkehr in die Bundesrepublik Deutschland und immatrikulierte sich für das Vorhaben einer Promotion an der Universität Bonn, wo sie ihre Forschungen zu Beginn der 1950er Jahre errichteten Observatorium Hoher List durchführen wollte (siehe »An der Sternwarte Hoher List«). Ihr Doktorvater wurde der Bonner Astronom Friedrich Eberhard Becker (1900–1985), der seinen Schwerpunkt auf die Entwicklung und Nutzung der Radioastronomie gelegt hatte. Schon im Jahr 1962 bestand Seitter ihr Doktorat zum Thema »Zweifarbendiagramme und Stellarstatistik« mit »magna cum laude«. Dabei ging es um die Klassifizierung der Spektren von Sternen und von Sternhaufen nach der Dreifarbenfotometrie des Astronomen Wilhelm Becker (1907–1996) sowie die Feststellung der Leuchtkraftklasse von Einzelsternen, um deren räumliche Verteilung im Zusammenhang mit der Spiralstruktur der Galaxis zu untersuchen.

Nach Abschluss des Doktorats stellte Becker sie als wissenschaftliche Assistentin an der Sternwarte Hoher List an, wo sie fortan auch in einer kleinen Wohnung wohnte. Dass man seitens des Smith College aber weiter an Seitter interessiert war, zeigte ihre überraschende Berufung dorthin als Assistant Professor im Oktober 1963. Becker sah darin gute Karrierechancen für Seitter auch hinsichtlich einer späteren Rückkehr an die Sternwarte Hoher List. Sie kehrte für ihre Habilitation wieder nach Bonn zurück, habilitierte sich dort mit dem Thema »100 Jahre Doppler-Prinzip in der Astronomie« und bekam die Lehrbefugnis (venia legendi) verliehen (siehe »Einladung zur Antrittsvorlesung im Jahr 1965«). Zu diesem Zeitpunkt hatten sich in der BRD die ersten Wellen an Studentenprotesten an Universitäten gezeigt. Nach Seitters Rückkehr nach Bonn geriet auch sie in diese teils linksrevolutionären Diskurse. So stand sie der Deutschen Friedensunion (DFU) nahe, die sich zum Teil ein linksextremistisches sowie KPD- und DDR-freundliches Programm aufgelegt hatte. Seitter kandidierte sogar im Jahr 1965 bei der Wahl zum Deutschen Bundestag als Bundestagskandidatin für die DFU. Letztlich aber blieben sie und diese Partei erfolglos. Zudem ließen ihre folgenden Auslandsaufenthalte ihr politisches Engagement schwinden.

Einladung zur Antrittsvorlesung im Jahr 1965 | Schon drei Jahre nach der Promotion fand die Antrittsvorlesung von Seitter statt, damit sie Lehrbefähigung an einer Hochschule im Rahmen der Habilitation erlangen konnte.

Nach ihrer Habilitation arbeitete sie zusammen mit Becker an einem Atlas für Sternspektren, der nach einigen Jahren herausgegeben und viele Jahre lang maßgeblich für astronomische Forschungen wurde. Im Jahr 1966 wurde Hans Schmidt (1920–2003) Professor für Astronomie an der Uni Bonn. Er folgte Seitters Doktorvater Friedrich Becker nach. Deshalb pflegte Seitter mit Schmidt nach 1966 engsten Kontakt.

Bis zu ihrer Berufung nach Münster im Jahr 1975 hatte Seitter ein umfangreiches astronomisches Forschungsportfolio an Publikationen aus ihren Zeiten in Bonn und in den USA vorgelegt, darunter Beiträge zur Spektroskopie, zur Stellarstatistik, zu Supernovae und zur Teleskoptechnik. Im Jahr 1966 erhielt sie erneut ein lukratives Angebot aus den USA, und zwar als Foreign Visiting Professor of the American Astronomical Society an der University of Nashville in Tennessee. Kurz darauf, im Oktober 1967, bekam sie dann einen Ruf als Full Professor für Astronomie am Smith College. Doch leider kamen ihr politische Konflikte in den Weg: Da die USA ihre Einreisebestimmungen verschärft hatten, musste Seitter vorerst in Bonn verbleiben, wo man ihr im März 1969 den Titel einer Außerplanmäßigen Professorin verlieh. Dann aber bekam sie die Genehmigung von den USA zur Annahme des Rufes am Smith College und an der University of Massachusetts. Während ihrer Zeit in den USA von 1969 bis 1975 blieb Seitter der Astronomie in Bonn weiter durch viele Reisen wegen verschiedener Projekte am Hohen List und ihrer Lehrverpflichtungsveranstaltungen fest verbunden. Sie betonte sogar, »fast jeden Urlaub« hätte sie für Projekte am Hohen List verbracht. Während sie mit Schmidt einen guten wissenschaftlichen Umgang pflegte, schien es aber auf der persönlichen Ebene nicht immer gut zu laufen. Mehrmals beschwerte sich Schmidt bei ihr, auch in Briefen an sie in die USA, es könnten nicht unbezahlte Rechnungen wie persönliche Telefongebühren bei ihren Besuchen an der Sternwarte »einfach liegen bleiben«, wobei er ihr diese dann meistens vorstreckte. Es war aber klar, dass dieser USA-Aufenthalt als Professorin für sie eine gute Karrieremöglichkeit bot, auch in Deutschland wieder Fuß zu fassen. Schließlich war in der Astronomie die Konkurrenz groß, und angesichts der finanziell prekären Lage an deutschen Universitäten war ein Aufstieg nur mit besten Beziehungen und Leistungen möglich.

Zurück nach Deutschland

Im Frühjahr 1974 reifte in Seitter die Entscheidung, wieder nach Bonn zurückzukehren. Im Jahr 1973 war sie am Smith College zum Eliza Appleton Haven Professor of Astronomy ernannt worden. Der Wunsch nach Rückkehr hatte für sie sowohl berufliche als auch private Gründe. Ihre über 80-jährige Mutter, der sie an ihrem Lebensabend noch nahe sein wollte, lebte in Köln. Da sie jährlich an den Hohen List für Forschungen kam, verspürte sie zu diesem eine tiefe Verbundenheit, die sie in den USA zu den dortigen Observatorien nach eigenen Aussagen nie hatte. Sie empfand die Sternwarten im europäischen und deutschen Raum langfristig wichtiger für ihre Forschungen. An der Universität Münster wurde Anfang 1975 die Nachfolge auf den Lehrstuhl von Professor Hans Straßl (1907–1996) ausgeschrieben, auf den sich Seitter beworben hatte – und schließlich gewann sie das Rennen um die begehrte Stelle. Im September 1975 bekam sie den heiß ersehnten Ruf an die Universität Münster als Nachfolgerin von Straßl und wurde am 1. November 1975 zur Ordentlichen Professorin für Astronomie ernannt. Sie hatte als erste Frau in Deutschland diese hohe wissenschaftliche Funktion inne. In Münster musste sie aber das Forschungsprofil des dortigen Astronomischen Instituts schärfen, denn ein neues Gebäude mit entsprechender astronomischer Forschungsinfrastrukur musste aufgebaut werden. Sie erreichte die Anschaffung eines Mikrodensitometers, das zur Analyse von mit Schmidt-Teleskopen gewonnenen Fotoplatten in Verbindung mit einem leistungsfähigen Computersystem diente.

Von Münster aus pflegte sie in den folgenden Jahren weiterhin beste Kontakte in die USA und unternahm immer wieder Forschungsreisen dorthin. Das galt auch für Chile, wo in den 1960er Jahren Einrichtungen der European Southern Observatory (ESO) aufgebaut wurden. Ihr Ziel als Professorin war es, das Astronomische Institut in Münster mehr und mehr auf das Auswerten von Fotoplatten zu spezialisieren. Seit Mitte der 1980er Jahre legte sie einen starken Schwerpunkt des Instituts auf das Untersuchen der Rotverschiebung von Galaxien. Seitter hatte mit ihrem Wissenschaftsteam Tausende von Aufnahmen an Sternwarten, vor allem in Australien und Chile, gewonnen. Dafür hatte sie über eine Million D-Mark von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) im Rahmen des Muenster Redshift Project eingeworben, das bis zum Jahr 1994 bewilligt worden war und viel wissenschaftlichen Nachwuchs hervorbrachte. Allein bis 1989 hatte Seitter mit ihrem Team ungefähr 40 000 Rotverschiebungen von Galaxien bestimmt, was zu diesem Zeitpunkt wegen der großen Menge wohl einzigartig in der astronomischen Welt war. Eine ihrer Studentinnen in Münster betonte später, ich »hörte gebannt der Vorlesung einer kleinen Frau zu. Die kleine Frau ist für mich riesengroß, sie ist meine Heldin und mein Vorbild: Waltraut Seitter.« Die damalige Wissenschaftsministerin in Nordrhein-Westfalen, Anke Brunn, ehrte Seitter für ihre Leistungen mit den Worten: »Ich freue mich besonders, dass Sie als Frau in diesem wichtigen Feld der Grundlagenforschung arbeiten. Das gängige Vorurteil, Frauen wären für Naturwissenschaften nicht geeignet oder hätten kein Interesse daran, wird durch Ihre herausragenden Forschungsleistungen widerlegt.«

Dennoch scheute Seitter in Münster nicht den Konflikt mit der Universität. Schon Anfang der 1980er Jahre sollte das Astronomische Institut Münster nämlich geschlossen werden, und Seitter als Ausgleich die Professur von Schmidt in Bonn beerben. Die Universität Münster protestierte nur wenig gegen die Schließung. Doch da man in Bonn nicht Seitter und ihren Mann, der in Bonn bis 1985 als Astronom angestellt war, zugleich haben wollte, kam es nicht dazu. Das Astronomische Institut sollte weiter bestehen bleiben bis zur Emeritierung von Seitter in Münster im Jahr 1995. Hieran zeigte sich, dass Inhaber von Professuren bei derartig gewichtigen Fragen der Schließung doch einen entsprechenden Einfluss hatten. Auf Vorschlag eines belgischen Astronomen benannte die Internationale Astronomische Union (IAU) einen von ihm entdeckten Planeten als »4893 Seitter«. Seitters Emeritierung wurde von der Universität Münster zum März 1995 vorgesehen, und sie ging in den akademischen Ruhestand. Nicht überwunden hatte Seitter allerdings die geplante Schließung des Astronomischen Instituts nach ihrer Pensionierung, die schließlich im Jahr 1997 endgültig erfolgte. Sie und ihr Mann lasteten diesen Vorgang auch der fehlenden Unterstützung durch die Astronomische Gesellschaft an, die sie beide deshalb verließen.

Ein Leben neben der Astronomie?

Auch privat war Waltraut Carola Seitter im wahrsten Sinn des Wortes mit der Astronomie verheiratet, und zwar mit dem Bonner Astronomen Hilmar Willi Duerbeck (1948–2012), der aus Klarenthal nahe Saarbrücken stammte. Sie hatte ihn zu seiner Studienzeit im Jahr 1971 an der Sternwarte Hoher List kennen gelernt. Sie heiratete ihn am 16. Oktober 1975 kurz vor ihrer Rückkehr nach Deutschland in Northampton in den USA. Auch Hilmar war gelegentlich zu Forschungsaufenthalten in den USA. Er machte sich in der Astronomie in Deutschland ebenfalls einen Namen. Beide errichteten sich nach der Rückkehr nach Deutschland ein Haus in Schalkenmehren bei Daun in der Eiffel. Hilmars Forschungsschwerpunkt lag auf Fotometrie und Spektroskopie von Sternen, und er war an der Universität Bonn bis 1985 tätig. Dann musste auch er die Schwierigkeiten des Arbeitens im akademischen Bereich erfahren, bekam befristete Projekte, schlug sich mit Gastaufenthalten und Lehraufträgen durch. Die Ehe zwischen beiden blieb kinderlos, wohl auch auf Grund des Altersunterschieds und der wahren Muse der Eheleute.

Waltraut Carola Seitter liebte in ihrer Freizeit besonders das Malen in Öl und war auch eine begeisterte Sängerin. Insbesondere Schubert soll sie gern im Mezzosopran gesungen haben. Ihr Mann betonte jedoch später, für seine Frau hätte die Astronomie immer im Vordergrund gestanden. Etwas Gartenarbeit und Ölmalerei sei nur geringe Abwechslung von ihrer Leidenschaft gewesen. Nach ihrer Emeritierung im Jahr 1995 verfolgte Seitter weiter die Entwicklungen in der Astronomie und führte »liegen gebliebene« Forschungen noch zu Ende. Doch eine Krankheit, die sie in ihren letzten Jahren begleitete, ließ sich letztlich nicht mehr heilen. Seitter starb am 15. November 2007 in Schalkenmehren nach einem langen Leben für die Astronomie. Eine Studentin sagte später im Gedenken: »Ein Licht von damals ist mir jedoch bis heute geblieben. Von den wenigen Fixsternen in meinem Leben trägt einer den Namen von Waltraut Seitter.« Mehr menschliche Ehre und Anerkennung konnte die erste Professorin der deutschen Astronomie neben ihren vielen wissenschaftlichen Erfolgen nicht erwarten.

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