Tiefsee: In der Tiefsee hausen verbreitet riesige Krebstiere

Gerade einmal 0,1 Prozent des Tiefseebodens hat die Menschheit mit eigenen Augen gesehen: Wir wissen also praktisch nichts über diesen Lebensraum. Und deshalb dürfen uns Fehleinschätzungen auch nicht wundern. Die Amphipode Alicella gigantea – eine Art Riesenshrimp – etwa galt bislang als eher seltener Bewohner der Tiefsee. Eine Studie von Paige Maroni von der University of Western Australia und ihrem Team zeigt jedoch, dass diese Krebstiere wahrscheinlich sehr weit verbreitet und relativ häufig sein könnten: Die bis zu 34 Zentimeter langen Tiere besiedeln wohl bis zu knapp 60 Prozent der Ozeane.
Verglichen mit anderen Tiefseekrustentieren wurde Alicella gigantea eher selten gefangen, weshalb Biologen bislang von einer geringen Populationsdichte ausgegangen sind. Entsprechend selten habe man sie auch genetisch untersucht oder ihre Bestandsentwicklung abgeschätzt. Maronis Arbeitsgruppe analysierte deshalb 195 Nachweise der Riesenshrimps von 75 Standorten aus dem Atlantik, dem Pazifik und dem Indischen Ozean, wo sie in Tiefen zwischen 3890 bis 8931 Metern unter der Meeresoberfläche gefangen wurden. Zudem sammelten die Biologen selbst Individuen in Tiefseegräben des Pazifischen und Indischen Ozeans, um deren Genome zu analysieren.
Die Daten zeigen größere genetische Übereinstimmungen zwischen den verschiedenen Populationen der einzelnen Ozeane: Sie stehen also untereinander in Austausch, und es handelt sich nicht um isolierte Bestände. Daraus schließen die Forscher, dass Alicella gigantea in den Meeren weit verbreitet ist und auf 59 Prozent des gesamten Tiefseebodens vorkommen könnte. Die Tiere ernähren sich dort vor allem von toten Fischen oder Walen, die auf den Grund sinken.
Im Gegensatz zu vielen anderen Amphipoden sind sie farblos und nicht rot – dies wirkt in der Tiefsee tarnend. Biologen vermuten daher, dass Alicella gigantea zumindest im ausgewachsenen Stadium kaum mehr von Fressfeinden gejagt wird, weshalb sie auf entsprechende Tarnung verzichten könne. Erstmals wurde sie in den 1970er Jahren in ihrem natürlichen Verbreitungsgebiet gefilmt.
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