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Neues Teleskop: Das Vera C. Rubin Observatory öffnet sein Auge

First light! Die ersten Bilder des Rubin Observatory in Chile zeigen das Potenzial dieses Riesenteleskops für die Himmelsdurchmusterung, das bald seine Arbeit aufnimmt.
Bild einer farbenfrohen Weltraumlandschaft mit Lagunennebel und Trifidnebel. Der Lagunennebel ist in der Mitte zu sehen, mit leuchtend rosa und roten Wolken aus Gas und Staub, umgeben von einem dichten Sternenfeld. Rechts oben befindet sich der Trifidnebel, der durch seine bläulichen und rosa Töne hervorsticht. Die Umgebung ist reich an Sternen und kosmischem Staub, was eine lebendige und dynamische Szene schafft.
Ein Resultat des Riesenauges: Schon die ersten Bilder des Vera C. Rubin Observatory, die während der »First light«-Feier am 23. Juni 2025 vorgestellt wurden, zeigen eine enorme Detailfülle. Hier sind der Trifidnebel (oben rechts) und der Lagunennebel im Sternbild Schütze zu sehen.

Alle drei Tage wird das neue 8,4-Meter-Teleskop des Vera C. Rubin Observatory auf dem Berg Cerro Pachón den Himmel über Chile vollständig erfassen. Der neue Teleskopriese, der zu den derzeit zehn größten Teleskopen der Welt gehört, wird später im Routinebetrieb innerhalb eines Tages etwa 20 Terabyte an Daten liefern; nun wurden die ersten Bilder als »First light« der Öffentlichkeit vorgestellt. Sie zeigen eindrucksvoll die Leistungsfähigkeit des neuen Großteleskops, das ausschließlich der systematischen Himmelsdurchmusterung dient.

Das Teleskop verfügt eine ungewöhnliche Optik und ist trotz seiner Größe erstaunlich kompakt gebaut. Es verwendet einen Spiegelträger von 8,4 Meter Durchmesser, der sowohl den Hauptspiegel als auch den Tertiärspiegel enthält. Das Licht fällt als Erstes auf einen ringförmigen äußeren Bereich des Trägers, der den Hauptspiegel definiert und dem Teleskop eine Öffnung von 8,4 Metern verschafft. Von dort wird das Licht auf den konvexen Sekundärspiegel darüber reflektiert, der dieses dann auf den inneren Bereich des Trägers mit fünf Meter Durchmesser wirft. Von dort gelangt es in die enorme Kamera des Systems, die derzeit größte Digitalkamera der Welt. Vor ihrem Bildsensor befinden sich neben den automatisch zu wechselnden Filtern drei riesige Linsen zur Bildfeldebnung und Entzerrung. Mit einem Durchmesser von 1,55 Metern ist die erste von ihnen die größte jemals angefertigte optische Linse überhaupt.

Blick in den Virgo-Galaxienhaufen | Im Virgo-Galaxienhaufen im Sternbild Jungfrau, auf den sich unser Milchstraßensystem zubewegt, findet sich eine große Zahl an Galaxien unterschiedlicher Formen und Farben. Die beiden Spiralgalaxien im Vordergrund sind uns vergleichsweise nahe, in der oberen rechten Bildhälfte sind drei Welteninseln zu sehen, die miteinander in gravitativer Wechselwirkung stehen.

Das Teleskop hat ein rundes Blickfeld mit einem Durchmesser von 3,5 Grad, was dem siebenfachen Durchmesser der Vollmondscheibe entspricht. Im Vergleich zu anderen Großteleskopen ist dies ein ungewöhnlich großes Bildfeld. Pro Bild erfasst das Instrument mit seiner Kamera eine Fläche von zehn Quadratgrad am Himmel. Jede Aufnahme, jeweils in fünf unterschiedlichen Wellenlängen vom nahen Ultraviolett, Visuell und nahem Infrarot im Wellenlängenbereich von 320 bis 1050 Nanometern (milliardstel Meter), enthält 3,2 Gigapixel. In jeder Beobachtungsnacht wird das Teleskop eine Datenmenge von 20 Terabyte an Bilddaten liefern. Das Teleskop lässt sich trotz einer beweglichen Masse von 350 Tonnen innerhalb von vier Sekunden auf die nächste Belichtungsposition am Himmel einstellen.

Das neue Riesenteleskop des Vera C. Rubin Observatory | Erstaunlich kompakt präsentiert sich das 8,4-Meter-Teleskop des Vera C. Rubin Observatory in Chile. Trotz einer beweglichen Masse von 350 Tonnen kann es innerhalb von vier Sekunden auf die nächste Himmelsposition geschwenkt werden.

Derzeit ist eine Betriebsdauer von zehn Jahren vorgesehen, innerhalb dieser Zeitspanne kann der gesamte Himmel über dem Cerro Pachón mindestens 800-mal erfasst werden. Ziele sind neben einer systematischen Erfassung des Firmaments unter anderem die Suche nach Hinweisen auf die mysteriöse Dunkle Materie und die Dunkle Energie. Zudem sollen variable und temporäre Objekte möglichst vollständig erfasst werden, unter anderem Supernova-Explosionen, veränderliche Sterne und vieles mehr. Auch im Sonnensystem soll das Vera C. Rubin Observatory Beobachtungen anstellen; schon bei den ersten Tests mit dem Instrument wurden rund 2100 bislang unbekannte Asteroiden aufgespürt. Die endgültige Inbetriebnahme soll später in diesem Jahr erfolgen.

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