Stressreduktion: Richtig abschalten im Park

Ein Garten hat vielseitigen Nutzen: Er bietet die geeignete Umgebung für ein Workout an der frischen Luft, Platz zum Gemüseanbau sowie eine Heimat für Insekten. Laut einem Forschungsteam um Seiko Goto von der Universität Nagasaki (Japan) können auch öffentliche Gärten einiges leisten: Sie sorgen für Entspannung – doch nur, wenn sie genügend gepflegt werden.
In ihrer Studie untersuchten die Forschenden anhand 16 studentischer Probandinnen und Probanden, wie sich zwei verschiedene japanische Gärten auf die Psyche auswirkten; ihre Ergebnisse veröffentlichten sie nun im Fachjournal »Frontiers in Neuroscience«. Die Studierenden besuchten dafür in unterschiedlicher Reihenfolge sowohl die »Kyoto University Gardens« als auch den bekannten »Murin-an«-Garten und überblickten diese stets von einer vorgegebenen Position. Beide sind japanische Gärten und damit ausgeklügelte Kompositionen aus Pflanzen, Felsen, Trittsteinen und Laternen. Unterschiede zwischen den Gärten ergaben sich jedoch im Grad der Pflege: Während Pflanzen in der akribischen Sauberkeit des »Murin-an« kontinuierlich gestutzt wurden – ein Gewächs im Vordergrund muss etwa lichter sein und den Blick auf hintere Ebenen frei geben –, erachteten die Wissenschaftler die Gartenpflege in den »Kyoto University Gardens« als »lustlos«: Dem Blickfeld fehlte die Balance; vielmehr blockierte etwa eine dichte Zeder die Sicht, am Boden fanden sich mitunter Unkraut oder zurückgelassene Abfälle.
Die Teilnehmenden beobachteten die Gärten je sieben Minuten lang, währenddessen wurden ihre Augenbewegungen und ihr Herzschlag analysiert. Vor und nach dem Beobachtungszeitraum machten sie Angaben zu ihrer Stimmung; zum Schluss bewerteten sie ihre Erfahrung in einem Fragebogen. Laut dieser Befragung präferierten die Versuchspersonen »Murin-an« deutlich gegenüber dem eher ungepflegten Universitätsgarten: Sie fühlten sich entspannter und äußerten eher den Wunsch zurückzukommen.
Das schlug sich auch in den physiologischen Werten nieder. Im gepflegten Garten nahm die Herzrate der Studierenden kontinuierlich ab, dagegen stieg sie in dem weniger gepflegten Garten durchschnittlich um fünf Prozent an. Mit ihren Blicken verharrten die Probanden in beiden Gärten ähnlich oft an festen Punkten, allerdings unterschieden sie sich darin, wie weit und schnell sie ihre Blicke zwischen den Fixpunkten schweifen ließen – im gepflegten Park wechselten die Teilnehmenden schneller zwischen Fokuspunkten und deckten insgesamt weitere Strecken ab. Und auch die Stimmung konnte der »Murin-an«-Garten stärker verbessern als der Universitätsgarten.
Für seine Studie erhielt das Forschungsteam einen Tag lang exklusiven Zugang zu dem sonst von Touristen gesäumten »Murin-an«. Damit fehlte den Wissenschaftlern die Zeit, eine größere, diversere Stichprobe zu untersuchen, was notwendig gewesen wäre, um einer systematischen Verzerrung der Testergebnisse vorzubeugen. Mit Vorbehalt kann man aber festhalten: Einen Garten in Stand zu halten, lohnt sich offenbar für Körper und Geist.
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