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Verhalten: Die Wink-Sprache der Tintenfische

Tintenfische scheinen mit Armbewegungen zu kommunizieren. Demnach kennen sie vier unterschiedliche Wink-Zeichen – und Artgenossen müssen sie nicht mal sehen, um sie zu verstehen.
Eine Sepia schwimmt in einem dunklen Unterwasserumfeld. Ihr Körper ist gut getarnt mit der Umgebung, was ihre Fähigkeit zur Tarnung zeigt. Die Tentakel sind deutlich sichtbar, und das Tier scheint sich langsam zu bewegen. Es gibt keine sichtbaren Texte oder Links im Bild.
»Hi, na?«

Tintenfische besitzen möglicherweise eine bislang unbekannte Form der Kommunikation mit Artgenossen. Wie Sophie Cohen-Bodénès und Peter Neri von der École normale supérieure in Paris berichten, nutzen der Gewöhnliche Tintenfisch (Sepia officinalis) und die Indonesische Stumpfdorn-Sepie (Sepia bandensis) spezifische Bewegungsmuster ihrer Arme als Signale. Die Muster seien immer gleich, sehr ausdrucksstark und lang anhaltend, heißt es in ihrer jetzt als ungeprüfte Vorabveröffentlichung erschienenen Arbeit. Andere Tiere der gleichen Art reagierten darauf, indem sie zurückwinken – auch wenn sie nur eine Videoaufnahme des Verhaltens sehen. Bisher ist die Wink-Sprache bloß eine Hypothese, sie basiert aber auf früheren Beobachtungen, die eine soziale Funktion der Armbewegungen nahelegten.

Dass die Tiere auch durch Armbewegungen kommunizieren, kommt nicht völlig unerwartet – Hinweise darauf gab es schon länger. Tintenfische sind die weniger prominenten und meist deutlich kleineren Verwandten der Kraken und Kalmare. Sie sind jedoch sehr intelligent und einfach im Labor zu halten und deswegen wichtige Modellorganismen für die Hirnforschung. Mit bis zu einem halben Meter Länge gehört der Gewöhnliche Tintenfisch schon zu den größten Arten der Gattung, die Stumpfdorn-Sepie wird sogar nur etwa acht Zentimeter lang. Die Tiere haben einen abgeflachten, stromlinienförmigen Körper und einen Kopf mit acht Armen und zwei Tentakeln. Sie können außerdem mit spezialisierten Farbzellen in der Haut ihre Farbe und Musterung präzise kontrollieren. Neben der Tarnung nutzen die Tiere diese Farbenspiele zur Kommunikation untereinander.

Cohen-Bodénès und Neri beobachteten nun im Aquarium genauer, wie die Tiere interagieren. Dabei identifizierten sie vier immer wieder auftauchende Arten von Armbewegungen, die sie aber nicht Y, M, C und A nannten, sondern als »up«, »side«, »roll« und »crown« bezeichnen. Wie die Fachleute berichten, sind die Bewegungen stereotyp und wiedererkennbar, und andere Tiere reagieren darauf, wenn sie sie sehen – auch im Video. Für die Hypothese, dass es sich um Signale handelt, spricht zudem, dass veränderte Videoaufnahmen wesentlich geringere Reaktion erzeugen. Zusätzlich ist die sichtbare Bewegung anscheinend nur eine Komponente des Signals. Erzeugten Cohen-Bodénès und Neri mit Hilfe von Unterwassermikrofonen lediglich die Druckwellen, die durch die spezifischen Bewegungen entstanden, reagierten die Tintenfische auch darauf.

  • Quellen
Cohen-Bodénès, S., Neri, P., Biorxiv 10.1101/2025.04.13.648584v3, 2025

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