Direkt zum Inhalt

CAR-T-Immuntherapie: Studie sieht Erfolge nun auch gegen solide Tumoren

Scharf gemachte CAR-T-Zellen gelten als eine der vielversprechendsten Neuerungen in der Krebsmedizin. Bislang galt das allerdings vor allem für Blutkrebs.
Illustration von T-Zellen (blau und gelb) im Kampf gegen Krebszellen (rosa) auf einer Zelloberfläche. Die T-Zellen interagieren mit den Krebszellen, um diese zu zerstören. Die Szene zeigt den Prozess der Immunabwehr im menschlichen Körper.
In dieser Illustration greifen modifizierte Immunzellen einen Tumor in der Schilddrüse an. Bei solchen soliden Tumoren tut sich die Behandlung mit CAR-T-Zellen bislang noch schwer.

Eine klinische Studie aus China hat bedeutende Erfolge beim Einsatz genetisch modifizierter Immunzellen (CAR-T-Zellen) gegen solide Tumoren erzielt. Konkret behandelten die Forscher nun Patienten mit fortgeschrittenem Magenkrebs sowie Krebs des gastroösophagealen Übergangs, also der Verbindungsstelle von Speiseröhre und Magen. Die Ergebnisse zeigen, dass die Immuntherapie die Überlebensdauer im Vergleich zu Standardbehandlungen signifikant verlängern konnte.

Die CAR-T-Zell-Therapie basiert darauf, dass T-Zellen aus dem Blut der Patienten entnommen und genetisch verändert werden. Diese modifizierten Zellen produzieren anschließend Proteine, die gezielt die Krebszellen des Patienten erkennen und angreifen. Nachdem die Zellen angepasst wurden, werden sie dem Patienten erneut zugeführt. CAR-T-Zell-Therapien gelten als Revolution in der Krebsmedizin, vor allem weil sie sich als viel versprechend gegen Blutkrebs erwiesen haben. Ihr Erfolg bei soliden Tumoren blieb allerdings bislang überschaubar. Solche kompakten Geschwulste gelten als schwer behandelbar, weil ihre dichte Struktur die Medikamente und Immunzellen schlechter eindringen lassen. Auch Brust- oder Prostatakrebs zählen dazu. (Mehr zum Thema: »CAR-T-Zellen: Immuntherapien im Aufwind«)

»Solide Tumoren sprechen generell nur schlecht auf die CAR-T-Zell-Therapie an«, bestätigt auch Lisa Mielke vom Olivia Newton John Cancer Research Institute in Melbourne. Die neuesten Ergebnisse würden nun jedoch nahelegen, dass »CAR-T-Zellen noch weiter optimiert werden könnten, um zukünftig auch Patienten mit soliden Tumoren effektiver behandeln zu können«, so die Forscherin, die selbst nicht an der Studie beteiligt war.

In der aktuellen Studie kam Satricabtagene Autoleucel (Satri-cel) zum Einsatz. Das ist eine CAR-T-Zell-Therapie, die speziell auf das Molekül CLDN18.2 abzielt, welches besonders häufig auf gastrointestinalen Tumorzellen vorkommt.

Die Studie umfasste 156 Patienten zwischen 18 und 75 Jahren, die zuvor mindestens zwei erfolglose Therapien durchlaufen hatten. Untersuchungen ihres Tumorgewebes hatten ergeben, dass die Zellen tatsächlich CLDN18.2 enthalten. 88 Teilnehmer erhielten bis zu drei Behandlungszyklen mit Satri-cel, begleitet von einer zusätzlichen Behandlung zur Entfernung unspezifischer Immunzellen, um die Wirksamkeit zu erhöhen. Die Kontrollgruppe bestand aus 52 Patienten, die mit etablierten Methoden wie Nivolumab, Paclitaxel oder Rivoceranib behandelt wurden.

In der Satri-cel-Gruppe sprachen 35 Prozent der Patienten auf die Therapie an, während es in der Kontrollgruppe lediglich vier Prozent waren. Die durchschnittliche Überlebenszeit erhöhte sich bei Patienten, die CAR-T-Zellen erhielten, um 2,4 Monate. Zudem reduzierte sich ihr Risiko, während des Untersuchungszeitraums der Erkrankung zu erliegen, um 31 Prozent gegenüber der Kontrollgruppe.

Changsong Qi, Mitautor der Studie und Forscher am Peking University Cancer Hospital, hält diese Ergebnisse für überzeugend genug, um Satri-cel als neue Therapieoption zu unterstützen. Die Studienresultate wurden auf dem Jahrestreffen der American Society of Clinical Oncology in Chicago am 31. Mai 2025 vorgestellt und im Fachmagazin »The Lancet« publiziert.

Als kritisch beurteilt Lisa Mielke allerdings die häufig auftretenden Nebenwirkungen der Therapie. Laut der Forscherin berichteten 99 Prozent der Satri-cel-Patienten mindestens eine mittelschwere Nebenwirkung, während es in der Kontrollgruppe 63 Prozent waren. Typisch für CAR-T-Zell-Therapien ist dabei etwa das Zytokin-Freisetzungssyndrom, eine überschießende Immunreaktion. Die behandelnden Fachleute seien aber in der Regel darauf vorbereitet und wüssten damit umzugehen, erklärt Mielke. Eine besonders sorgfältige Überwachung der Patienten sei jedoch unabdingbar.

Changsong Qi räumt ebenfalls ein, dass mehr Nebenwirkungen auftreten, weist aber darauf hin, dass viele davon mild seien. Zudem erwartet er, dass CAR-T-Zellen zukünftig früher in der Behandlungskette eingesetzt werden könnten, nicht erst als letzte Behandlungsoption.

WEITERLESEN MIT »SPEKTRUM +«

Im Abo erhalten Sie exklusiven Zugang zu allen Premiumartikeln von »spektrum.de« sowie »Spektrum - Die Woche« als PDF- und App-Ausgabe. Testen Sie 30 Tage uneingeschränkten Zugang zu »Spektrum+« gratis:

Jetzt testen

(Sie müssen Javascript erlauben, um nach der Anmeldung auf diesen Artikel zugreifen zu können)

  • Quellen
Lancet, 10.1016/S0140–6736(25)00860–8, 2025

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.