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Heiße Tage: Auswirkung von Hitze auf den Körper wird oft unterschätzt

In den Sommern 2023 und 2024 gab es jeweils etwa 3000 hitzebedingte Todesfälle in Deutschland. Auch der Sommer 2025 könnte heiß werden. Fachleute mahnen besseren Hitzeschutz an.
Eine Person trinkt an einem sonnigen Tag Wasser aus einer Plastikflasche. Der Himmel ist blau mit einigen Wolken, und Sonnenstrahlen scheinen durch die Flasche. Wassertropfen spritzen in die Luft. Die Szene vermittelt ein Gefühl von Erfrischung und Sommer.
Bei extremer Hitze sollte körperliche Aktivität draußen auf ein Minimum reduziert und zudem ausreichend viel Wasser getrunken werden.

Die Zahl der extremen Hitzetage hat mit der Klimaerwärmung zugenommen, und mit ihr steigt auch die Zahl der hitzebedingten Todesfälle. Seit 1951 hat sich die durchschnittliche Zahl der heißen Tage von etwa drei Tagen pro Jahr auf rund zehn Tage pro Jahr mehr als verdreifacht. Nach Angaben des Robert Koch-Instituts sind vergangenes Jahr schätzungsweise rund 3000 Menschen in Deutschland an den Folgen einer Hitzebelastung gestorben. Betroffen sind vor allem Menschen ab einem Alter von 75 Jahren sowie solche mit Demenz, Herz-Kreislauf- oder Lungenerkrankungen. Die Studie wurde vom Bundesumweltministerium in Auftrag gegeben.

»Das sind Todesfälle, die bei entsprechendem Hitzeschutz zumindest vermeidbar sind«, sagte der Präsident der Bundesärztekammer Klaus Reinhardt der Deutschen Presseagentur (dpa). Und der Präsident des Umweltbundesamts, Dirk Messner, sagte laut einer Pressemitteilung anlässlich der Vorstellung des Berichts: »Der ⁠Klimawandel in Deutschland ist schon heute in vielen Bereichen des Lebens eine Herausforderung – auch für die Gesundheit. Hier gilt es, den Umgang mit Hitze deutlich zu verbessern und vulnerable Bevölkerungsgruppen adäquat zu schützen.«

Laut der Analyse stellen bereits einzelne heiße Tage eine außergewöhnliche Hitzebelastung für den menschlichen Körper dar. Wenn die nächtliche Abkühlung ausbleibt, kann dies zu einer Überlastung des Kreislaufs und schließlich zum Tod führen. Das gilt für Tage mit einer mittleren Temperatur von mehr als 20 Grad Celsius, Tages- und Nachtwerte zusammengerechnet. Bleibt es über mehrere Tage in Folge derart heiß, steigt die Sterblichkeit weiter an und erreicht ein nach etwa drei bis vier Tagen gleich bleibend hohes Niveau. Da Hitze auf dem Totenschein normalerweise nicht als Todesursache angegeben wird, müssen statistische Methoden angewendet werden, um das Ausmaß hitzebedingter Sterbefälle abzuschätzen.

In dem gemeinsamen Forschungsprojekt von RKI und UBA wurden verschiedene Aspekte der hitzebedingten Übersterblichkeit in Deutschland analysiert. So konnte unter anderem bestätigt werden, dass vor allem in Sommern mit kurzen Hitzeperioden eine tagesgenaue Analyse die hitzebedingten Todesfälle vollständiger erfasst als Analysen mit mehrtägiger oder wöchentlicher Auflösung. Der Unterschied zeige sich besonders deutlich in den Jahren 2007, 2010, 2019 und 2022, in denen es zu sehr kurzen, aber extremen Hitzeperioden kam.

Hitzebelastung in Städten ist größer als auf dem Land

Zudem ergab die Auswertung, dass die Hitzebelastung in Städten deutlich größer ist als auf dem Land, da sie sich durch die dichte Bebauung stärker aufheizen. Dieses Phänomen zeigt sich am deutlichsten in West- und Süddeutschland. Dort sind Städte etwa 1,5 Grad Celsius, städtische Kreise etwa 1 Grad Celsius und ländliche Kreise mit Verdichtungsansätzen etwa 0,2 Grad Celsius wärmer als dünn besiedelte ländliche Gegenden. In der Folge liegt die hitzebedingte Sterblichkeit in Städten höher. Im Norden sind die Unterschiede auf Grund der Meeresnähe mit der dämpfenden Wirkung von Nord- und Ostsee weniger ausgeprägt. Insgesamt kommt es aber auch in ländlichen Kreisen regelmäßig im Sommer zu einer deutlichen Hitzebelastung und zu hitzebedingten Todesfällen.

Ein Bündnis aus knapp 100 Organisationen und Verbänden fordert deshalb mehr Einsatz von der Politik für den Schutz der Bevölkerung. »Es reicht nicht, wenn wir uns auf das vorbereiten, was wir bisher hatten, wir müssen uns auf das vorbereiten, was kommen kann«, sagte Martin Herrmann, Vorsitzender der Deutschen Allianz Klimawandel und Gesundheit der dpa. Hitzeschutz in den Kommunen müsse verpflichtend gemacht und ausreichend finanziert werden. Der bundesweite Hitzeschutzplan des Bundesgesundheitsministeriums müsse außerdem weiterentwickelt werden, etwa für Schulen, Kitas oder den Arbeitsplatz.

»Es geht überhaupt nicht darum, den Menschen den Sommer zu vermiesen. Wir freuen uns alle über schöne Tage«, sagt Hermann. Trotzdem sei es wichtig, die Gefahren zu kennen und zu wissen, wie man sich schützt. Dazu gehört es etwa, die intensive Mittagshitze zu meiden, körperliche Aktivitäten draußen auf ein Minimum zu reduzieren, ausreichend zu trinken und sich mit Ventilatoren oder kühlenden Fußbädern etwas Linderung zu verschaffen.

  • Quellen
Umwelt & Gesundheit: Weiterentwicklung und Harmonisierung des Indikators zur hitzebedingten Übersterblichkeit in Deutschland, 2025

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