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Magersucht: Das Hungern besiegen

Magersucht verändert das Gehirn und das Erbgut. Die Betroffenen geraten so in einen Teufelskreis – doch es gibt Auswege.
Erschreckend dünn: ein Magersucht-Opfer

Sarah ist magersüchtig. Seit ihrem 13. Lebensjahr dreht sich ihr Leben um Zahlen: Kalorien. Das Gewicht von Lebensmitteln. Ihr ­eigenes Körpergewicht. Sarah beschreibt in ihrem Blog "Alice ohne Wunderland" ihre Krankheit, an der eine von 100 jungen Frauen in Deutschland leidet.

Meist beginnt eine Anorexia nervosa schleichend in der Pubertät. Warum Jungen viel seltener als Mädchen betroffen sind, ist genauso unklar wie die Ursachen der Krankheit. Neben sozialen und genetischen Faktoren scheint aber auch das Hungern selbst eine wichtige ­Rolle für das Fortschreiten der Krankheit zu spielen: Je weniger die Erkrankten zu sich nehmen, desto stärker rutschen sie in einen selbstzerstörerischen Strudel. ­Alles dreht sich ums Essen – nur essen können sie nicht.

Dabei nimmt nicht nur das Körpergewicht ab, wie Verena Mainz von der RWTH Aachen und ihre Kollegen 2012 beobachteten. Die Forscher hatten das Gehirn von 19 Magersüchtigen zu Beginn ihrer Therapie mit dem von gesunden Gleichaltrigen verglichen. Bei den ausgemergelten Mädchen war das Volumen der grauen Substanz, in der die Nervenzellkörper liegen, fast ein Fünftel kleiner als bei den gesunden Altersgenossinen. Wo sich die Hirnrinde normalerweise dicht an dicht schmiegt, offenbarten Hirnscans bei etwa jeder dritten Patientin stattdessen tiefe und breite Furchen – ähnlich wie bei Demenzkranken.

Tatsächlich verursacht das Hungern messbare kognitive Defizite ...

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  • Quellen

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Bulik, C. M. et al.: Prevalence, Heritability, and Prospective Risk Factors for Anorexia Nervosa. In: Archives of Genetic Psychiaty 63, S. 305-312, 2006

Katzmann, M. A. et al.: Not Your "Typical Island Woman": Anorexia Nervosa is Reported Only in Subcultures in Curaçao. In: Culture, Medicine and Psychiatry 28, S. 463-492, 2004

Kazlouski, D. et al.: Altered Fimbria-Fornix White Matter Integrity in Anorexia Nervosa Predicts Harm Avoidance. In: Psychiatry Research 192, S. 109-116, 2011

Kim, Y. et al.: Assessment of Gene Expression in Peripheral Blood Using RNAseq before and after Weight Restoration in Anorexia Nervosa. In: Psychiatry Research 210, S.287-293, 2013

King, J. A. et al.: Global Cortical Thinning in Acute Anorexia Nervosa Normalizes Following Long-Term Weight Restoration. In: Biological Psychiatry 77, S. 624-632, 2015

Mainz V. et al.: Structural Brain Abnormalities in Adolescent Anorexia Nervosa Before and After Weight Recovery and Associated Hormonal Changes. In: Psychosomatic Medicine 74, S. 574-582, 2012

Shott, M. E. et al.: Greater Insula White Matter Fiber Connectivity in Women Recovered from Anorexia Nervosa. In: Neuropsychopharmacology 10.1038/npp.2015.172, 2015

Zipfel S. et al.: Focal Psychodynamic Therapy, Cognitive Behaviour Therapy, and Optimised Treatment as Usual in Outpatients with Anorexia Nervosa (ANTOP Study): Randomised Controlled Trial. In: The Lancet 383, S. 127-137, 2014

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